Leihmutterschaft - wie es geht
Leihmutterschaft braucht Frauen
Leihmutterschaft braucht Frauen, die für ein anderes Paar schwanger werden, ein Kind austragen und gebären. Meist braucht es auch Frauen, die dafür Eizellen spenden. Meist sind das sehr arme Frauen, die ihre Reproduktionsorgane gegen Bezahlung zur Verfügung stellen. Altruistische Eizellspende oder auch altruistische Leihmutterschaft gibt es sehr selten. Der Auftrags-Vater ist meist auch Samenspender, aber nicht immer: In diesem Fall wird auch ein Samen-Spender gebraucht.
Leihmutterschafts-Vertrag
Die Klinik ist nicht nur für die medizinische Durchführung zuständig, sondern auch für die Anwerbung und Beratung der potenziellen Leihmütter und für die Vertragserrichtung. Darin werden folgende Fragen behandelt: Bezahlung: Ja, nein, wie hoch, wann wird bezahlt (pro Monat der Schwangerschaft, erst nach der Geburt). Nicht immer erhält die Leihmutter Geld, wenn die Schwangerschaft in einer Fehlgeburt endet. Nicht immer sind die Kosten für ihre medizinische Versorgung nach der Geburt geklärt. Manche Frauen haben nach einer Fehlgeburt weder ihren Lohn erhalten noch sind ihre Krankenhauskosten ersetzt worden.
Leihmutter wird getestet, Auftragspaar nicht
Geregelt ist das Verhalten der Leihmutter: Was darf sie in der Schwangerschaft tun, was hat sie zu unterlassen (zum Beispiel Verzicht auf Sexualität, Suchtmittel). Sie wird vor der Schwangerschaft auf ihre medizinische, teilweise auch psychologische Eignung getestet.
Die Leihmutter wird von den Auftrags-Eltern ausgewählt. Als Entscheidungsgrundlage dient die Beschreibung der Leihmutter durch die Klinik. Merkmale wie Alter, Gesundheitsstatus, Bildungsstatus erhöhen den Marktwert der Leihmutter.
Das Mitspracherecht der Leihmutter ist zumindest fraglich: Kann sie Auftrags-Eltern ablehnen? Bekommt sie überhaupt die relevanten Informationen? Werden auch die Auftrags-Eltern psychologisch getestet?
Bestimmungen sind sehr unterschiedlich
Von Land zu Land gibt es unterschiedliche Bestimmungen. In manchen Ländern, z.B. Australien, Großbritannien, Kanada ist die Leihmutterschaft gegen Bezahlung verboten. In anderen Ländern, z.B. Indien oder der Ukraine, ist sie erlaubt. In Indien gibt es Babyfarmen, in der Leihmütter während der ganzen Schwangerschaft leben. In Australien ist z.B. geregelt, dass die Leihmutter nach der Geburt die Herausgabe des Kindes verweigern darf.
Methoden der Leihmutterschaft
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Schwangerschaft bei einer Frau herbeizuführen, die für ein anderes Paar ein Kind austragen soll. Mittels Insemination („Bechermethode“) kann die Befruchtung der Leihmutter theoretisch sogar in den eigenen vier Wänden stattfinden. In den meisten Ländern, z.B. in der Ukraine oder Russland, ist dies verboten und wird als Kinderhandel bezeichnet. Die Leihmutter ist nach der Bechermethode die biologische Mutter des Kindes. Der biologische Vater ist der Auftrags-Vater.
Bei einer "klassischen", durch Kliniken vermittelte Leihmutterschaft, wird die austragende Mutter durch eine künstliche Befruchtung schwanger. Dies ermöglicht, eine fremde Eizelle zu verwenden.
Zwei Frauen werden hormonell behandelt
In der Regel steht keine Eizelle der Auftrags-Mutter zur Verfügung. Es wird die Eizelle einer Eizellspenderin verwendet. In diesem - wahrscheinlichen - Fall müssen zwei Frauen hormonell behandelt werden: Die Frau, von der die Eizellen stammen, damit genügend Eizellen reifen und „punktiert“, also mit einer Nadel entnommen werden können. Dieser Vorgang funktioniert keineswegs immer und ist mit Risiken für die Spenderin verbunden. Dazu gehört das Ovar-Hyper-Stimulationssyndrom, er kann zum Verlust der Fruchtbarkeit führen oder ist mitunter mit Blutgerinnsel verbunden. Keinesfalls ist eine Eizellspende daher mit einer Samenspende vergleichbar.
Gesundheitliches Risiko für Leihmutter ist groß
Zweitens wird die Leihmutter hormonell behandelt, damit ihre Gebärmutter zum richtigen Zeitpunkt aufnahmebereit ist. Somit entstehen der Leihmutter zum einen die gleichen Risiken durch die Stimulation wie bei einer Frau, die Eizellen spendet. Durch die In-vitro-Fertilisation (IVF) ist zusätzlich das Risiko einer Eileiterschwangerschaft erhöht. Frauen, die mit fremden Eizellen schwanger sind, haben außerdem ein höheres Risiko für Präeklampsie und Bluthochdruck in der Schwangerschaft.
Klappt es mit der Schwangerschaft nicht oder erleidet die Leihmutter eine Fehlgeburt, wird ein neuer Versuch mit einer anderen Frau gestartet. In den Verträgen der Kliniken wird den Auftrags-Eltern zugesichert, dass sie eine neue Leihmutter bekommen. Je nach Stadium der Schwangerschaft fallen bis dahin zum Teil keine Kosten an, was nahelegt, dass die Leihmutter dann kein Geld bekommt.
Nicht alle Kinder sind gesund
Eine genetische Untersuchung des Embryos mittels Präimplantationsdiagnostik (PID) oder später in der Schwangerschaft mittels Pränataldiagnostik (PND) ist meist Teil des Behandlungsvertrages. Eine Geschlechterwahl ist damit möglich.
Ergibt die Pränataldiagnostik eine Auffälligkeit oder wird die Leihmutter mit mehr als einem Kind schwanger, stellt sich die Frage, wer über das weitere Vorgehen entscheidet und wer die Folgekosten trägt: für das "überzählige" Kind, die Behandlung eines möglicherweise behinderten Kindes, seine gesamten Lebenskosten, wenn die Wunscheltern dieses Kind nicht haben möchten.
Kaiserschnitt ist üblich
Kinder von Leihmüttern kommen im Allgemeinen per Kaiserschnitt zur Welt und werden dann direkt den Auftrags-Eltern übergeben. Die Leihmutter muss Papiere unterschreiben, in denen sie die Rechte an dem Kind abgibt.
Nach der Geburt gibt es vereinzelt weiterhin Kontakt zwischen Auftrags-Eltern, Leihmutter und Kind. Das ist aber nicht der Regelfall. Der Kontakt zwischen Leihmutter und Auftrags-Eltern während der Schwangerschaft läuft über die Klinik. Es ist möglich, dass die Auftrags-Eltern nie mit der Leihmutter direkt Kontakt haben.
Viele Fragen sind offen
Wie es den Leihmüttern langfristig geht, ist nicht bekannt. Ebensowenig, wie es den Kindern aus Leihmutterschaft langfristig geht und den Auftrags-Eltern.